Wohnen und Mieten im Wahlkampf unter „ferner liefen“
Mieterbund kritisiert CDU/CSU und SPD
„Wohnungspolitik und Mietrecht spielen im bisherigen Wahlkampf von CDU/CSU und SPD so gut wie keine Rolle, laufen allenfalls unter ‚ferner liefen‘. Angesichts einer Million fehlender Wohnungen in Deutschland und immer schneller steigender Mieten müssen sich jetzt endlich auch die großen Parteien diesem Thema widmen, das Mieterinnen und Mietern unter den Nägeln brennt und für die Wählerinnen und Wähler wirklich wichtig ist“, forderte der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, heute in Berlin. „Wir erwarten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzlerkandidat Martin Schulz Farbe bekennen und klipp und klar sagen, wie sie die wohnungs- und mietenpolitischen Probleme in der nächsten Legislaturperiode angehen wollen, welche neuen Ideen und konkreten Lösungsvorschläge sie haben.
Wohnungsneubau
In Deutschland fehlen eine Million Wohnungen. Jährlich müssen deshalb mindestens 400.000 neue Wohnungen gebaut werden. Vor allem bezahlbare Mietwohnungen fehlen, 200.000 müssten jährlich fertiggestellt werden, davon 80.000 Sozialmietwohnungen. Tatsächlich wurden 2016 nur 278.000 Wohnungen, davon 53.000 Mietwohnungen und davon wiederum 24.450 Sozialmietwohnungen, gebaut. „Wir wollen wissen, wie diese Neubaulücke geschlossen werden soll, welche konkreten Vorschläge CDU/CSU und SPD hier haben“, erklärte Siebenkotten. „Wollen sie weitermachen wie bisher oder haben sie Ideen und Lösungsansätze? Die müssen jetzt präsentiert und diskutiert werden.“
Sozialer Wohnungsbau
Ab dem Jahr 2020 wird es kein Geld des Bundes mehr für die soziale Wohnraumförderung geben. Das haben Bundesregierung und Bundesländer in dieser Legislaturperiode beschlossen. „Bleibt es dabei? Will Bundeskanzlerin Angela Merkel die Verantwortung und Finanzierung für den Bau bezahlbarer Mietwohnungen allein den Ländern überlassen? Setzt sich Kanzlerkandidat Martin Schulz nachdrücklich für eine Grundgesetzänderung und die dauerhafte Zuständigkeit des Bundes für den Sozialwohnungsbau ein und wie will er die Bundesländer überzeugen? Wo bleibt die öffentliche Auseinandersetzung über dieses wichtige wohnungspolitische Thema“, fragte der Mieterbund-Direktor.
Mietpreisbremse
Die Mietpreisbremse funktioniert nicht. Das sagt jetzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber was ist die Konsequenz? Abschaffen, so wie es die CDU zusammen mit der FDP auf Landesebene, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, schon beschlossen hat, oder erst einmal weiter wie bisher, bis Wirkung und Ergebnisse der Mietpreisbremse evaluiert sind, oder punktuelle Nachbesserungen, wie von Bundesjustizminister Heiko Maas vorgeschlagen, oder einheitliche, bundesweit geltende Regelungen ohne die bisherigen zahlreichen Ausnahmen? „Eine Diskussion im Wahlkampf über dieses Thema, mit dem vor der letzten Bundestagwahl alle Parteien um Wählerstimmen geworben haben, findet nicht statt. Das muss sich ändern“, forderte Siebenkotten.
Mietrecht
Die Mieterhöhungsspielräume auf die ortsübliche Vergleichsmiete oder nach energetischen Modernisierungen müssen eingegrenzt werden. Das haben CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag von 2013 im Ergebnis vereinbart. Passiert ist nichts. Kompromissvorschläge von Bundesjustizminister Heiko Maas wurden im Bundeskanzleramt blockiert. „Und was wollen CDU/CSU und SPD heute? Die Union schweigt und die SPD präsentiert die Kompromissvorschläge von April 2016. Eine politische Auseinandersetzung über diese wichtigen Mietrechtsfragen gibt es nicht“, kritisierte Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten. „Dabei muss allen klar sein, dass nach geltendem Recht die hohen, von keiner Mietpreisbremse gestoppten Wiedervermietungsmieten schon heute die Miete in bestehenden Mietverhältnissen bestimmen und zusätzliche Mietsteigerungen aufgrund energetischer Modernisierungen die Miete für viele Haushalte an den Rand des Bezahlbaren rücken.“
Siebenkotten: „Nach einer jetzt veröffentlichten Meinungsumfrage ist für 61 Prozent der Wahlberechtigten die Forderungen, ‚für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen‘ entscheidend und wirklich wichtig. CDU/CSU und SPD dürfen das nicht länger ignorieren. Es reicht nicht aus, in Regierungsprogrammen ‚schöne Worte‘ und Allgemeinplätze zu formulieren. Wir wollen, dass sich die beiden großen Parteien im Wahlkampf über den richtigen Weg in der künftigen Wohnungs- und Mietenpolitik öffentlich auseinandersetzen.“