Vonovia-Hauptversammlung 2017: Kritische Mieteraktionäre und Mietervereine fragen nach
Blumige Antworten von Vonovia, aber wenige Daten und Fakten
Über 100 schriftliche und dutzende mündliche Fragen zur Geschäfts- und Mietenpolitik stellten die Kritischen Mieteraktionäre und Mietervereinsvertreter auf der heutigen Hauptversammlung der Vonovia. Deutschlands größter Vermieter antwortet ausweichend, Daten und Fakten zu den angesprochenen Problemen blieben Mangelware. Dafür gab es „blumige“ Bekenntnisse, die sozialen Belange der Mieter zum Beispiel bei Modernisierungen zu berücksichtigen, und die klare Ansage, die Mieten werden weiter steigen und die Geschäfte bzw. Gewinne bei wohnungsnahen Dienstleistungen sollen verdoppelt werden.
Wohnungsneubau:
Durch Aufstockung und Nachverdichtung entstehen auf den Vonovia-Grundstücken mehr als 1.000 neue Wohnungen im Jahr. Die Baukosten bezifferte Vonovia mit 1.800 Euro pro Quadratmeter. Zur Höhe der hier geforderten Mieten – nach Einschätzung des Deutschen Mieterbundes 10 Euro pro Quadratmeter und mehr – gab es keine konkrete Antwort. Das Neubaupotenzial auf konzerneigenen Grundstücken bezifferte Vonovia mit 30.000 Einheiten.
Mieterhöhungen:
Vonovia hat in diesem Jahr 5.000 falsche oder fehlerhafte Mieterhöhungen auf die ortsübliche Vergleichsmiete in Dresden verschickt. Auf eine entsprechende Anfrage der Kritischen Mieteraktionäre und Mietervereinsvertreter erklärte Vonovia, die Fehler intern korrigiert zu haben. Die Nachfrage, warum diese Mieterhöhungen nicht alle einfach zurückgenommen worden seien, wurde nicht beantwortet.
Modernisierungen:
Auf die Mieterfragen:
- Wie hoch sind die Mieterhöhungen nach Modernisierung?
- Wie viele Fälle von wirtschaftlichen Härten gab es bei den durchgeführten Modernisierungen?
gab es keine mit Zahlen und Fakten untermauerten Antworten. Zu konkreten Beispielfällen in Witten, Dortmund oder Hamburg konnte oder wollte man keine Stellung nehmen. Bei den infrage stehenden baulichen Maßnahmen werde aber genau zwischen Instandhaltung und mietsteigernden Modernisierungskosten unterschieden. Die Kündigung einer Mieterin, die die Modernisierungsmieterhöhung nicht zahlen konnte – wie in Hamburg geschehen, sei kein generelles Mittel, Modernisierungen durchzusetzen.
Und: Vonovia erklärte ausdrücklich, dass bei der Anzahl der zu modernisierenden Objekte die Zahlungsfähigkeit der dort wohnenden Mieter eine entscheidende Rolle spiele, dass gemeinsam nach einer individuellen Lösung gesucht werde, wenn ein Mieter vor Ort durch die Mieterhöhung zu stark belastet würde. „Hier werden wir Vorstandschef Rolf Buch beim Wort nehmen“, kündigten die Mietervereinsvertreter an und forderten zudem: „Vor der offiziellen Ankündigung einer konkreten Modernisierungsmaßnahme muss vor Ort mit den Mietern geredet werden, muss ihr Interesse abgefragt und der Modernisierungsumfang besprochen werden. Ein derartiger Konsultationsprozess muss allen größeren Modernisierungsmaßnahmen vorgeschaltet werden.“
Betriebskosten:
Ein wesentlicher Streitpunkt zwischen Vonovia und Mietervereinen dauert an. Es geht um die Umlagefähigkeit und den Beleg der Kosten der so genannten Objektbetreuer, die als Hausmeisterkosten in den Betriebskostenabrechnungen aufgeführt werden. Auf Fragen nach den Kosten, die über eine „Vonovia-Tochterfirma“ abgerechnet werden, nach Gewinnen in dieser Firma, nach einer Differenzierung zwischen umlagefähigen Hausmeister- und nicht umlagefähigen Verwaltungskosten bei der Position wurden keine konkreten Antworten gegeben, keine Zahlen oder Daten genannt.
Allerdings wurden Vonovia die Fragen zum Thema Betriebskosten auch schon vor der heutigen Hauptversammlung schriftlich übersandt. Vielleicht kommt die Antwort in den nächsten Tagen.